Flughafenstreß
in Buenos Aires
Unser Transatlantikflug nach Buenos
Aires hat 4 Stunden Verspätung. Das ist gerade etwa die Zeit die wir
als Aufenthalt in Buenos Aires hätten, vor unserem Weiterflug nach
Ushuaia. Zudem müssen wir noch den Flughafen wechseln. Vom Südwesten
Buenos Aires in den Nordosten, ca. 40 km. Hektik ist angesagt um den Anschlußflug
nicht zu verpassen.
Durch die gesamte Ankunftshalle
des internationalen Flughafens Ezeiza bilden sich lange Schlangen. Hinten
anstellen würde ewig dauern. Also kreuzen wir durch den vorderen Bereich
der Schlangen und bleiben - als es ein wenig Gedränge gibt - einfach
darin stehen und haben damit eine halbe Stunde gespart. Am Zoll müssen
wir noch den halben Rucksack auspacken, obwohl wir doch noch ziemlich gepflegt
aussehen. Beim Rückflug hätten wir ja Verständnis.
Eine
unvergeßliche Taxifahrt
Im Abholerbereich werden wir von hundert
Taxifahrern begrüßt und umzingelt. Wir wimmeln sie erst mal
ab und erkundigen uns nach den preiswerteren Bussen. Doch zum nationalen
Flughafen George Newbury fährt keiner. Also müssen wir doch ein
Taxi nehmen. 35 US$ verlangen die Chauffeure. Das ist uns zu viel. Wir
finden einen, der sich auf 25US$ runterhandeln läßt. Als wir
sein Auto sehen wissen wir warum, als er es zu starten versucht erst recht.
Die Karre ist runtergekommen und ruckelt nur so. Ist uns aber egal. Komfort
muß heute nicht sein, Hauptsache wir kommen rechtzeitig zum nationalen
Flughafen.
Nach 5 km Fahrt auf der Stadtautobahn
läßt die Geschwindigkeit des Taxis nach und fährt noch
maximal 60 km/h. Beim Gasgeben schleift die Kupplung. Oh je - ob das noch
reicht. Eine Viertelstunde versucht der Argentino zu beschleunigen, aber
es geht nichts. Doch dann läuft das Auto wieder fast normal und nimmt
das Gas an. Jetzt beginnt der hagere Taxifahrer zu rasen. Im dichten 2spurigen
Verkehr fährt er meistens in der Mitte und weicht nach links oder
rechts aus, je nachdem wo die Lücke ist und wo es schneller geht.
Der Abstand zum Vordermann ist minimal. Ein Meter ist manchmal schon viel.
Alison, hintensitzend,
kann schon gar nicht mehr nach vorne schauen, ohne daß ihr schlecht
wird. Ich sitze vorne und kann nicht wegschaun. An die Tauglichkeit der
Bremsen darf ich erst gar nicht denken. Ich versuche mich zu überzeugen,
daß der Argentino stets Herr der Lage ist. Nach einer unvergeßlichen
¾ stündlichen Fahrt erreichen wir gerade noch rechtzeitig den
Flughafen George Newbury. Wir checken ein und gehen direkt ins Flugzeug.
Das nenne ich Timing.
Landeanflug
Ushuaia
Vor unserem Aufbruch nach Südamerika
warnte uns noch ein Geschäftskollege über den Landeanflug in
Ushuaia, der südlichsten Stadt Argentiniens. Das Flugzeug falle buchstäblich
vom Himmel, so der Kollege. Für die Landung sei zwischen den Bergketten,
die aus dem Beagle Kanal aufragen nicht viel Platz.
Voller Anspannung sitzen wir in der
Maschine von Aerolineas Argentinas und freuen uns mal auf eine etwas ausgefallenere
Landung. Doch wir werden enttäuscht. Die Landebahn in Ushuaia wurde
verlegt und um 90 ° gedreht, so daß der Anflug parallel zum Beagle
Kanal bei normalem Wetter inzwischen ein Kinderspiel ist.
Die Gepäckausgabe im neuen, in Holzbauweise erstellten Terminal geht
flott.
Außerhalb Terminals bläst
uns der frische Wind entgegen. Erste Regentropfen bestätigen uns die
Gore-Tex Kleidung nicht umsonst mitgenommen zu haben.
Mit dem Taxi fahren wir nach Ushuaia,
mieten uns im sehr sauberen Lineras ein und gehen sofort weiter ins Zentrum
um unsere 6tägige Wandertour, den Lago Kami Trail zu organisieren.
Bei der Tourist Information bekommen wir gleich den ersten Dämpfer.
Zum Schutz der Tierwelt sei der besser zugängliche (westliche) Teil
des Lago Kami Trails gesperrt. Wir überlegen 2 Alternativen. Entweder
die Sperre ignorieren oder einen anderen mehrtägigen Trail zu finden.
Wir entscheiden uns für letzteres. Gutes Kartenmaterial über
die Region um Ushuaia ist allerdings nicht zu kriegen. Im Club Andino erfahren
wir über eine Alternativtour, die den östlichen Teil des Lago
Kami Trails einschließt und total wild sein soll. Eine geographische
Karte hierüber gibt es allerdings nicht. Wir müssen mit der großmaßstäblichen
Karte vom Lonely Planet Reiseführer (Trekking in the Patagonian Andes)
durch die Wildnis finden.
Die
meisten gehen von hier los
Ein Sammeltaxi, das zum Lago Kami fährt,
nimmt uns zum Einstiegspunkt mit. Dem Fahrer versuchen wir mitzuteilen
wo er uns etwa absetzen muß. Wir sind nicht sicher ob er uns verstanden
hat. Wenn man nur ein paar Worte Spanisch spricht ist das nicht so einfach.
Gespannt verfolgen wir die Landschaft
und warten auf ein breites Tal. Nach 15 Minuten hält der Fahrer den
Toyota-Bus an und meint, die wenigen die in dieser Gegend wandern, gehen
von hier los. Wie er darauf kommt ist uns nicht klar - vor uns liegt dichter
nasser Urwald. Er wird schon Recht haben, denken wir uns. Wir sind uns
jedoch einig, vor dem richtigen Tal zu stehen.
Kein
Weg - ab ins Dickicht
Also los ins Abenteuer. Einen Weg können
wir von hier nicht ausmachen. Unser Plan ist es, uns auf die andere Talseite
durchzuschlagen und dann so lange entlang zu gehen, bis wir am zweiten
Quertal sind. Als Zwischenstation peilen wir eine Lichtung im dichten niedrigen
Wald an. In der gleichen Flucht ist eine markante Bergspitze. Der Kompaß
sagt Nordost.
Voller Tatendrang stürzen wir
uns in das Dickicht. Die Bäume werden immer dichter, der Boden immer
nasser. Unsere zuvor ins Visier genommene Bergspitze sehen wir vor lauter
Bäumen nicht mehr. Macht nix. Einfach weitergehen. Nach einer halben
Stunde hören wir einen LKW. Ob wir schon auf der anderen Seite sind
und es hier auch eine Straße gibt fragen wir uns. Dann hätte
es bestimmt einen einfacheren Einstieg gegeben. Es kommt uns auch recht
schnell vor. Wir sind gewiß Powerhiker. Doch dieses Tempo trauen
wir uns selbst nicht zu. Mal sehn was der Kompaß sagt. Erstaunliches.
Richtung Südwest. Jetzt wissen wir auch welche Straße es ist.
Genau jene von der wir gestartet sind. Die letzte halbe Stunde war also
fast umsonst - wir sind vielleicht 200 m weit gekommen.
Die
Wendung
Wir wenden und marschieren weiter,
mit dem ungewissen Gefühl wo wir letztendlich rauskommen werden.
Nicht nur das Dickicht, sondern nun auch ein Bach lahmen unser Tempo. Ich
komme trockenen Fußes rüber, Ali rutscht auf einem Ast aus und
taucht ins seichte Wasser ein. Die nassen Füße sind schnell
vergessen, denn wir erreichen nach anderthalb Stunden eine Lichtung. Ob
es die Angepeilte ist wissen wir nicht. Ist aber mal egal. Endlich sind
wir aus dem dichten Gestrüpp raus und können uns neu orientieren.
Die feuchten Grashäufen auf denen wir mit unseren 18 kg (Uwe) bzw.
14 kg (Alison) schweren Rucksäcken bei jedem Auftreten 20 cm einsinken
sind vergleichsweise angenehm. Zuerst bewegten wir uns vorsichtig auf den
Grasshäufen - es könnte ja auch ein Moor irgendwo versteckt sein.
Doch nach einer kurzen Gewöhnungsphase geht’s flott und vor allem
zielgerichtet voran. Die Orientierung ist nunmehr problemlos. Die nächsten
Hindernisse die uns das Vorankommen erschweren sind ein 50 m langer Biberdamm,
den wir auf der Dammkrone überqueren und wiederum ein noch ruhiger
Bach, den wir trockenen Fußes durchqueren können.
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